1. Vorwort
2. Pädagogischer Ansatz
3. Begriffe der Montessori Pädagogik
3.1. Absorbierender Geist
3.2. Polarisation der Aufmerksamkeit
3.3. Vorbereitete Umgebung
3.4. Didaktisches Material
3.5. Der neue Erzieher
3.6. Sensitive Perioden
4.  Bildungsauftrag im Kinderhaus
4.1. Kindertagesstätten-Gesetz
4.2. Was ist Bildung im Kinderhaus
4.3. Bildungsbereiche im Kinderhaus
4.3.1. Übungen des täglichen Lebens
4.3.2. Mathematik
4.3.3. Sprache
4.3.4. Kosmische Erziehung
4.3.5. Übungen der Stille
5.  Wichtige Bausteine unserer Arbeit
5.1. Zusammenarbeit mit den Eltern
5.2. Öffentlichkeitsarbeit
5.3. Anleitung von Praktikanten
5.4. Weiterbildung
6. Beschwerdemanagement
7. Beobachtung und Dokumentation
8. Zusammenarbeit mit Schule und Institutionen
9. Rahmenbedingungen
10. Öffnungszeiten und Preise

1. Vorwort
Das Montessori-Kinderhaus Schatzmoor besteht seit dem Jahr 2013 und wurde im Jahr 2017 um eine Tagespflegestelle für Kinder unter 3 Jahren erweitert. Ein stabiler Mitarbeiterstamm hat sich etabliert. Strukturen und Abläufe haben sich gefunden und so wird es nun Zeit, das bisherige Konzept in eine schlüssige Konzeption zu überführen.

Diese Konzeption soll ein Wegweiser für den Alltag im Kinderhaus sein und einen Einblick in unsere Arbeit ermöglichen. Sie ist gedacht als Handreichung für Mitarbeiter, als Information für Eltern und Behörden und alle Interessierten.

„Wer ein Konzept hat, hat ein Ziel. Damit verbunden ist, dieses Ziel zu verfolgen und zu wissen, warum es angesteuert wird. Um ein Ziel zu erreichen, muss man eine Vorstellung über den Weg dorthin entwickeln. Die Konzeption ist so individuell, wie die Einrichtung sich individuell zeigt.“ (Sylvia Näger, Diplompädagogin) Gliedern wird sich die Konzeption in drei Teile. Der erste Teil wird sich Maria Montessori und ihrer Pädagogik befassen. Dazu werden Grundaussagen Montessoris und grundlegende Begriffe der Montessori-Pädagogik erklärt.

Ein weiterer Teil wird sich damit beschäftigen, wie der Betreuungs-, Erziehungs-und Bildungsauftrag (Kindertagesstätten Gesetz) in unserer Einrichtung mit der Montessori-Pädagogik verwirklicht werden kann. Dazu werden die Bildungsbereiche benannt. Es wird erläutert, wie wir in unserer täglichen Arbeit gesetzliche Vorgaben und Montessori-Pädagogik in Einklang bringen.

Der abschließende Teil beschäftigt sich mit weiteren Aufgaben, die unsere Arbeit umfasst und den Rahmenbedingungen der Einrichtung. Dazu zählen Aufgaben wie Zusammenarbeit mit Eltern, Begleitung von Praktikanten, Fortbildungen und mehr.

Und nun viel Spaß beim Kennenlernen unserer Einrichtung und Danke für das Interesse!

2. Pädagogischer Ansatz

Maria Montessori – Leben und Werk

Maria Montessori (1870-1952) gilt bis heute als eine wichtige Reformpädagogin. Sie studierte als erste Frau in Italien Medizin, machte 1886 ihren Abschluss als Ärztin und promovierte im selben Jahr. Als Leiterin des Heilpädagogischen Instituts beschäftigte sie sich mit dem Studium der Pädagogik und Experimentalpsychologie an der philosophischen Fakultät in Rom. Im Jahr 1907 gründete sie den ersten Casa dei bambini in San Lorenzo. In diese Zeit fällt die Veröffentlichung ihrer ersten Schrift mit dem Titel: „Die Methode der wissenschaftlichen Pädagogik, angewandt auf die Kindererziehung im Kinderhaus“.

Der große Verdienst Maria Montessoris ist ihre Erkenntnis, dass eine Erziehung, die am Erwachsenen und seiner Welt Maß nimmt dazu führt, dass sich das Kind nicht zu einer eigenen Persönlichkeit entwickeln kann.

„Hilf mir, es selbst zu tun“ Maria Montessori

Dieser Satz gilt als die grundlegende Aussage der Montessori-Pädagogik. Aber was genau bedeutet dieser Satz? Um darauf zu antworten, ist es notwendig, einige Grundgedanken Montessoris zu erläutern. Die Montessori-Pädagogik geht davon aus, dass jedes Kind sich ganz individuell in seinem ihm eigenen Tempo und nach seinem eigenen „immanenten Bauplan“ entwickelt. Durch falsches Erzieherverhalten kann der sehr störanfällige Bauplan jedoch zerstört oder durcheinandergebracht werden. Das geschieht vor allem dann, wenn der Erwachsene dem Kind seinen eigenen Willen aufzwingt. (Hohlstiege)

Wie lassen wir Kinder ihren eigenen Weg in ihrem eigenen Tempo gehen?

Grundlage für solche individuelle Arbeit mit Kindern ist es, ihnen gegenüber wertschätzend und offen zu sein. Die Kinder kommen zu uns und werden als Persönlichkeit wahr -und ernst genommen. Wir versuchen mit den Kindern gemeinsam, gemäß dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.

Dieser wertschätzende Umgang gilt als Grundlage für die Arbeit mit den Kindern, Mitarbeitern, Eltern und allen Menschen denen wir begegnen.

3. Begriffe aus der Montessori-Pädagogik

3.1. Absorbierender Geist
Montessori prägte einige Begriffe, die es für das weitere Verständnis zu erläutern gilt. In ihre Schriften benutzt Montessori immer wieder den Begriff „absorbierender Geist“. Gemeint ist damit die Fähigkeit des Kindes, sich ohne unser Zutun die Umwelt einzuprägen. Auf das Kind wirkt das Ganze, alles um das Kind passiert im Kontext, welcher sich dem Kind noch nicht erschließt, der später aber bei er Erlangung von Wissen Grundlage für die Kategorisierung und Bewertung ist. Dieser Phase der frühkindlichen Entwicklung, die von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr reicht, kommt eine entscheidende Bedeutung für den Aufbau der Persönlichkeit und die Entwicklung der Intelligenz zu. Nicht nur die Muttersprache, sondern alle Kulturgüter in der direkten Umgebung werden vom Kind aufgenommen. In dieser Zeit ist das Kind auf eine Umgebung angewiesen, die seinem absorbierenden Geist genügend Anregung bietet. Das unbewusste Lernen dieser Phase gilt als „Indirekte Vorbereitung“ auf jedes spätere bewusste Erlernen. (Fuchs & Harth-Peter 1992: 111)

3.2. Polarisation der Aufmerksamkeit
Polarisation der Aufmerksamkeit meint die konzentrierte, zielgerichtete Bewegung und Arbeit. Wird den Kindern Ruhe und Zeit gewährt, so besitzen sie die Fähigkeit, eine tiefe innere Bindung zu einem Gegenstand aufzubauen. Die Wiederholung ermöglicht das tiefe Eindringen in Handlungen, Handlungsabläufe werden zielgerichteter und konkreter. (Ludwig 1997: 65)

3.3. Vorbereitete Umgebung
Eine Voraussetzung, damit Kinder konzentriert und selbständig arbeiten können, sieht Montessori in der vorbereiteten Umgebung. Eine pädagogisch vorbereite Umgebung soll den Ansprüchen und Bedürfnissen der Kinder gerecht werden, ihre Persönlichkeit durch Selbständigkeit und Selbsttätigkeit ungehindert und frei entfalten zu können. Die Umgebung sollte bis ins kleinste Detail den körperlichen und geistigen Bedürfnissen der Kinder entsprechen und zu Tätigkeiten anregen. Die Umgebung soll dabei klar strukturiert und geordnet sein, damit die Orientierung erleichtert ist und diese äußere Strukturiertheit einen ordnenden Einfluss auf den kindlichen Geist hat. Gleichzeitig soll die vorbereitete Umgebung stets schon ein Material bereithalten, was als neue Anregung für seine weitere Entwicklung dient. (Fuchs& Harth-Peter 1992. 113f)

3.4. Didaktisches Material
Wesentlicher Bestandteil der vorbereiteten Umgebung ist das didaktische Material. Unterteilt wird in folgende Bereiche:

• Material zu den Übungen des täglichen Lebens (z.B. Schleifenrahmen, Materialien für Schüttübungen,
 Wasser gießen u.a.)
• Sinnesmaterial (z.B. Einsatzzylinder, Rosa Turm, Braune Treppe u.a.)
• Mathematikmaterial (z.B. Spindelkasten, Perlenmaterial, Geometrische Körper u.a.)
• Sprachmaterial (z.B. Sandpapierbuchstaben, Bewegliches Alphabet, u.a.)
• Material zur kosmischen Erziehung (z.B. Biologische Kommode)

Allgemeingültiges Ziel des Umgangs mit dem Material ist es, dem Kind die Möglichkeit zu geben, seinen spontanen Drang nach Bewegung und Aktivität gerecht zu werden. Beim Montessori-Material wird darauf geachtet, dass eine einzige Eigenschaft isoliert wird, um das Kind bei der Erfahrung von Eindrücken nicht zu verwirren. Alle Materialien besitzen eine ihm eigene sachliche Fehlerkontrolle. Das Kind ist nicht vom Erzieher abhängig, der seine Arbeit bewertet und seine Fehler korrigiert, sondern das Material selbst gibt dem Kind die Rückmeldung, das etwas nicht stimmt und das Kind hat die Möglichkeit, seine Arbeit an dem Material so lange zu wiederholen, bis der von ihm gewünschte Erfolg sich einstellt. In der alltäglichen Nutzung unterliegen die Materialien in Darbietung und Handhabung festen Regeln. Materialien sind nur einmal vorhanden, jedes Material hat seinen festen Platz und wird nicht zweckentfremdet verwandt. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch kreativ und fantasievoll damit experimentiert werden darf.

3.5. Der neue Erzieher
Für Montessori ist der Lehrer Teil der vorbereiteten Umgebung. Montessori sieht in der neuen Erzieherin eine Persönlichkeit, die den kindlichen Aktivitäten Freiraum gibt, indem sie ihnen passiv und zurückhaltend gegenübersteht, jedoch Respekt vor der Tätigkeit zeigt, indem sie eine würdigende Haltung einnimmt. Die unbedingte Achtung vor der spontanen Selbstäußerung des Kindes lassen Montessori-Erzieher nach außen sehr zurückhaltend, ja fast passiv erscheinen, innerlich ist der Erzieher in hohem Maße aktiv. Verständnis für die Kinder, ihre Themen und die daraus resultierende Vorbereitung der Umgebung erlangt der Erzieher durch die ständige Beobachtung. Montessori sah darin den Schlüssel zu den Themen der Kinder.

3.6. Sensitive Perioden
Bei den sensitiven Perioden (auch sensible Phasen genannt) handelt es sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Kind den Erwerb einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Auf diese Entwicklungsstadien vermag der Erzieher von außen nicht einzuwirken. Wird das Kind jedoch bei diesem schöpferischen Prozess gestört, vergeht diese anregende und treibende Kraft. Die nicht erworbenen Fähigkeiten können nur noch mit reflektierender Tätigkeit, Willenskraft, Aufwand und Mühe gemacht werden.

4. Bildungsauftrag im Kinderhaus

4.1. Im Kindertagesstätten-Gesetz werden in § 4 die Ziele einer Einrichtung gesetzlich vorgegeben.

Darin heißt es:

§ 4 Ziele
(1) Die Kindertagesstätten haben einen eigenen Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsauftrag. Dabei ist die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu unterstützen und das leibliche, seelische und geistige Wohl des Kindes zu fördern. Dies geschieht vor allem durch die Förderung der individuellen Selbst-, Sozial- und Lernkompetenz und orientiert sich an dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. Das Erziehungsrecht der Eltern (§ 1 Abs. 2 SGB VIII) bleibt unberührt.

(2) In den Kindertagesstätten sind insbesondere diejenigen Fähigkeiten entsprechend dem jeweiligen Alter und Entwicklungsstand zu unterstützen und weiterzuentwickeln,

• die die Kinder im täglichen Leben benötigen,
• mit denen die Kinder ihre Erfahrungen verarbeiten und Selbständigkeit gewinnen können und
• die die Kinder im Zusammenleben mit anderen Menschen brauchen.
(3) Bei der Wahrnehmung dieses eigenen Betreuungs-, Erziehungs-und Bildungsauftrages nach Absatz 1 sowie der Unterstützung und Weiterentwicklung der Fähigkeiten nach Absatz 2 sollen folgende Bildungsbereiche berücksichtigt werden:
• Körper, Gesundheit und Bewegung, insbesondere die Teilbereiche Wahrnehmung und Grob- und
 Feinmotorik,
• Sprache(n), unter angemessener Berücksichtigung der durch die Landesverfassung und die Europäi-
 sche Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützten Sprachen, Zeichen/Schrift und Kom
munikation, insbesondere zur Teilhabe an Bildungsvorgängen und zur Vorbereitung auf den Schuleintritt.
• Mathematik, Naturwissenschaft und Technik,
• Kultur, Gesellschaft und Politik, einschließlich des Umgangs mit Regeln des sozialen Verhaltens,
• Ethik, Religion und Philosophie,
• musisch-ästhetische Bildung und Medien.

Die Bildungsbereiche sollen in die umfassende Arbeit der Kindertageseinrichtungen einbezogen werden, um altersgemäß den entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln.

(4) Behinderungen, Beeinträchtigungen und Benachteiligungen eines Kindes sollen durch gemeinsame Erziehung aller Kinder und durch individuelle Hilfe ausgeglichen oder verringert werden. Die gemeinsame Erziehung soll auch erreichen, dass alle Kinder sich in ihren unterschiedlichen Befähigungen anerkennen, emotional positive Beziehungen aufbauen und sich gegenseitig unterstützen.

(5) Die kindergartenähnlichen Einrichtungen und Tagespflegestellen sollen sich an den für Kindertagesstätten geltenden Zielen orientieren.

http://www.gesetze-rechtsprechung.sh.juris.de/jportal/?quelle=jlink&query=KTagStG+SH+%C2%A7+4&psml=bsshoprod.psml&max=true

4.2. Was ist Bildung im Kinderhaus?
An diese gesetzlichen Bestimmungen ist auch das Kinderhaus gebunden. Unsere Aufgebe besteht darin, diese gesetzlichen Vorgaben mit dem Leitbild der Montessori-Pädagogik zu verbinden und daraus die Herangehensweise in unserer täglichen Arbeit zu definieren.
Dazu ist erst einmal zu klären, wie der Begriff Bildung in unserer Einrichtung und unter besonderer Berücksichtigung der Montessori-Pädagogik definiert wird.

Für uns Montessori-Pädagogen ist Bildung ein Prozess der Selbstbildung. Bildung entsteht in Bezug auf Menschen, auf Objekte. Alle Bildungsbereiche sind vernetzt. So sind in den Übungen des täglichen Lebens selbstverständlich auch die Bereiche Mathematik, Sprache, Bewegung, Kultur und Ethik mit eingebunden. Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich, wie wichtig die vorbereitete Umgebung für unsere Arbeit ist. In allen Bildungsbereichen ist die Sprache eine der wichtigsten Komponenten. Somit kommt der sprachlichen Sorgfalt eine große Bedeutung zu. Wir achten auf den sorgsamen Gebrauch der Sprache. Verwenden korrekte Begriffe, geben den Kindern die Begriffe zu ihrem Handeln und Fühlen.

Zu unserer Sicht auf Bildung gehört auch die Erkenntnis, dass Kinder Bildung sich selbst aneignen. Bildung wird nicht an Kinder vermittelt. Kinder lernen durch Nachahmung, durch wirkliches Be-Greifen. Dazu brauchen Kinder Zeit und einen Raum, der ihnen diese Erfahrungen ermöglicht. Unsere Aufgabe als Erzieher ist es also, den Kindern genau diesen Raum zu gestalten, immer ausgehend von den Interessen der Kinder.

Für die verschiedenen Bildungsbereiche gibt es eine Vielzahl von Übungen, die im Kinderhaus gemacht werden können. Diese Übungen werden zwar verschiedenen Bereichen zugeordnet, sie werden jedoch nie isoliert betrachtet.

4.3. Bildungsbereiche im Kinderhaus

4.3.1. Übungen des täglichen Lebens
In diese Kategorie fallen bei uns alle Übungen, die dem Kind Möglichkeiten bieten, Alltagssituationen zu trainieren. Dazu gehören die Schüttübungen mit verschiedenen Materialien wie Erbsen, Sand, Wasser. Ziel ist es, dass das Kind im Alltag unabhängig vom Erwachsenen seine eigenen Bedürfnisse befriedigen kann. Es kann sich allein Müsli auffüllen, Getränke nehmen. Das Kind kann für sich selbst sorgen. Auch die Pflege der eigenen Person und der eigenen Umgebung gehört dazu. Schuhe putzen, Staub wischen, Tisch abwischen, sich die Hände waschen, die Nase putzen sind alles Übungen, die dem Kind helfen seine Autonomie zu entwickeln.

4.3.2. Sprache
Der Bereich der Sprache nimmt einen besonders hohen Stellenwert ein, ist die Sprache doch „Instrument des Ausdrucks“ der „geistigen Möglichkeiten des Menschen“.

Spracherwerb beginnt mit der Geburt. Kinder hören zuerst, versuchen dann nachzuahmen, um letztendlich ihre eigenen Gedanken sprachlich mitzuteilen. Die sensible Phase für die Bildung des aktiven Wortschatzes ist im Alter zwischen 3 und 6 Jahren. Wir Erzieher müssen also eine Atmosphäre schaffen, die den Kindern Anlässe zum Sprechen bietet und auch die Sicherheit vermitteln, dass das Kind mit seinen Sprachversuchen willkommen ist und ernst genommen wird.

Es werden Sprachspiele und Sprachübungen angeboten. Zum Spracherwerb gehört auch die Schrift. Im Kinderhaus sind Materialien vorhanden, die die Kinder anregen erste Erfahrungen mit der Schriftsprache zu machen. Dazu gehören die Sandpapierbuchstaben, das bewegliche Alphabet, Buchstabenspiele. Alle Materialien beinhalten kleine Lernschritte, die kontinuierlich aufeinander aufbauen.

4.3.3. Mathematik
Für den Bereich Mathematik sind verschiedene Materialien vorhanden, die von der Einführung von Längen, Mengen und Ziffern bis zu Rechenoperationen reichen. Genannt werden sollen die roten Stangen zur Einführung von Längen. Der Spindelkasten dient der Einführung von Mengen und Ziffern. Am umfangreichsten ist das Perlenmaterial, mit dem man sowohl Zahlen einführen kann, aber ebenso mehrstellig Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren kann. Auch hier hat das Kind die Möglichkeit, in seinem eigenen Tempo zu arbeiten.

4.3.4. Kosmische Erziehung
In den Bereich der kosmischen Erziehung werden Themen angesiedelt, die im Kindertagesstätten-Gesetz unter Kultur, Gesellschaft, Religion, Ethik, Philosophie, musisch-ästhetische Bildung fallen.

Es geht in diesem Bereich darum, den Fragen der Kinder nach dem Woher und Warum Raum zu geben. Bildtafeln, Sachbücher, Versuchskästen stehen den Kindern zur Verfügung.

4.3.5. Übungen der Stille
Eine Besonderheit in der Montessori-Pädagogik sind die Übungen der Stille. Ziel dieser Übungen ist es, den Kindern die Möglichkeit zu geben, Stille zu erfahren, sich zu entspannen, Ruhe genießen, die Sinne zu schärfen. Eine Übung ist das Gehen auf der Linie. Auch das konzentrierte Anzünden von Kerzen gehört dazu. Ziel unserer Einrichtung ist es, diesen Übungen der Stille einen festen Platz im Tagesablauf einzuräumen. Leider gelingt es uns noch nicht in dem gewünschten Maße. Aber wir arbeiten daran.

5. Wichtige Bausteine unserer Arbeit

5.1. Zusammenarbeit mit den Eltern
Für uns sind die Eltern die Experten für ihre Kinder. Die wertschätzende Haltung unserer Arbeit nehmen wir auch bei der Zusammenarbeit mit den Eltern ein. Von den Eltern bekommen wir die entscheidenden Informationen über die Kinder. Nur ein ehrliches Miteinander kann für die Kinder ein Gewinn sein. Die Eltern sind jederzeit in unserer Einrichtung willkommen.

Über den Entwicklungsstand können sie sich in Elterngesprächen informieren, eine etwas allgemeinere Einschätzung über die Aktivitäten und Stimmungen im Kinderhaus gibt es auf den regelmäßigen Elternabenden. Auf diesen Elternabenden werden immer unterschiedliche Montessori-Materialien vorgestellt und Einblicke in die Montessori-Pädagogik gegeben. Die Eltern haben gewählte Elternvertreter, die die Fragen und Interessen der Elternschaft an die Mitarbeiter herantragen können.

5.2. Öffentlichkeitsarbeit
Wir haben als Einrichtung ein Interesse daran, auch im öffentlichen Leben wahrgenommen zu werden. Wir beteiligen uns an Aktivitäten der Gemeinde Süderbrarup, unsere eigenen Aktivitäten werden in der lokalen Presse publik gemacht.

Ein Anliegen von uns ist es, Themenabende anzubieten, die allen Interessierten offenstehen. Wir sind in den sozialen Medien zu finden, die Seiten im Internet werden regelmäßig aktualisiert.

Unsere Einrichtung ist Mitglied im Montessori Landesverband Hamburg-Schleswig-Holstein und im Forum Sozial e.V. in Kiel.

5.3. Praktikanten
Wir sind uns als Einrichtung der Verantwortung für eine solide Ausbildung bewusst. Daher nehmen wir gern Praktikanten in unserer auf. Wir geben den Praktikanten hier die Möglichkeit, die Montessori-Pädagogik kennenzulernen. Wir unterstützen die Praktikanten, indem wir wöchentliche Gespräche zur Reflexion anbieten. Fragen von Praktikanten sind für uns immer ein willkommener Anlass, das eigene Handeln zu hinterfragen.

Wir haben erstmalig einen FSJler bei uns in der Einrichtung. Auch hier sehen wir die Verantwortung für eine gute Zusammenarbeit auf unserer Seite und versuchen genügend Hilfestellung zu geben.

5.4. Weiterbildung
Unser Anspruch ist es, dass alle Mitarbeiter der Einrichtung eine Montessori-Ausbildung abgeschlossen haben. Drei Mitarbeiter haben bereits das Montessori-Diplom, eine Mitarbeiterin befindet sich in der Ausbildung.

Auch andere Weiterbildungen werden gern von uns besucht, bedeutet das immer ein Wissenszuwachs für die gesamte Einrichtung. Eine jährliche Klausurtagung ist eine gute Möglichkeit, den Stand der Einrichtung zu überprüfen und über neue Positionen zu diskutieren.

6. Beschwerdemanagement
Auch bei aller Offenheit, Transparenz und Wertschätzung wird es Situationen geben, in denen eine Beschwerde ein unumgänglicher Vorgang ist. In unserem Kinderhaus gehen wir mit Beschwerden und Kritik konstruktiv um. Beschwerden werden bei uns als hilfreiche Hinweise verstanden, bestehende Strukturen zu Hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Beschwerden können von allen geäußert werden, die in irgendeiner Form in die Arbeit des Kinderhauses involviert sind, also Kinder, Eltern, Mitarbeiter, Behörden, Nachbarn. Jeder Beschwerde sollte nachgegangen werden, enthält sie doch einen wichtigen Hinweis auf die momentane Zufriedenheit in der Einrichtung. Beschwerden von Kindern kommt eine besondere Bedeutung zu, da ihre Ausdrucksfähigkeit und ihre Erwartungshaltung auf eine Reaktion noch nicht zu vergleichen ist mit der Erwachsener.

Hier sind wir Erzieher verpflichtet, uns mit viel Einfühlungsvermögen und fachlichem Wissen um diese Beschwerden zu kümmern. Da dieses Thema ein sehr wichtiges aber auch sehr umfassendes ist, hat das Kinderhaus eine Handreichung für Mitarbeiter ausgearbeitet, in der detailliert beschrieben ist:

• was ist eine Beschwerde
• wie erkenne ich eine Beschwerde
• welchen Weg nimmt die Beschwerde
• welche Möglichkeiten der Lösung gibt es.

Diese Handreichung liegt im Kinderhaus aus, ist den Mitarbeitern bekannt und kann von allen eingesehen werden.

Beschwerden von Eltern, Mitarbeiter, Behörden und anderen können an Mitarbeiter des Kinderhauses gerichtet werden. Auch der Weg über die Elternvertreter ist möglich. Die Beschwerden werden entgegengenommen und schriftlich dokumentiert. Ein Beschwerdebogen liegt im Kinderhaus aus und wird gemeinsam ausgefüllt. Die Bearbeitungszeit einer Beschwerde soll nach Möglichkeit 14 Tage nicht überschreiten. Den genauen Handlungsplan haben wir in einer Handreichung erarbeitet und ebenfalls im Kinderhaus ausliegen.

7. Beobachtung und Dokumentation
Für uns ist die genaue Beobachtung der Kinder die Grundlage unserer täglichen Arbeit. Nur dadurch haben wir Zugang zu den Themen der Kinder. Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, welche Angebote wir den Kindern machen können. Es gilt, die sensitiven Phasen der Kinder zu erkennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wir wissen, dass jedes Kind sein ganz eigenes Tempo bei der Aneignung von Wissen und Fähigkeiten hat. Also muss die Umgebung, die wir für die Kinder schaffen, auch individuell sein.

Beobachtungen über den Entwicklungsstand werden in Beobachtungsbögen festgehalten. Diese Beobachtungsbögen werden im Team besprochen. Bei Elterngesprächen werden diese Beobachtungsbögen auch als Gesprächsgrundlage genutzt.

8. Zusammenarbeit mit Schule und Institutionen
Das Kinderhaus ist in der Bildungslandschaft Süderbrarup mit Schulen, Kindergärten und der mobilen Heilpädagogik vernetzt. Es gibt regelmäßige Treffen zu unterschiedlichen Themen, an denen Mitarbeiter unserer Einrichtung teilnehmen. Mit unseren Vorschulkindern besuchen wir die Schule, bereits vor Schuleintritt haben wir Kontakt zu den zukünftigen Klassenlehrern. So haben wir die Möglichkeit, den Lehrern Informationen über die Kinder zukommen zu lassen.

Wir nehmen bei Bedarf Kontakt zu anderen Institutionen auf. Dazu zählen unter anderem das Jugendamt, Gesundheitsamt, Heilpädagogen, Fachdienste.

9. Rahmenbedingungen
Unsere Einrichtung nimmt Kinder von 1-6 Jahren auf. Die Öffnungszeiten sind täglich von 7 – 17 Uhr. Betriebsferien haben wir zwischen Weihnachten und Neujahr.

Dadurch haben die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder nach Bedarf betreuen zu lassen.
Unsere Einrichtung bietet selbst zubereitete Mahlzeiten an. Dazu gehören ein täglich wechselndes Frühstück, ein Mittagessen, dass frisch zubereitet wird und eine Mahlzeit am Nachmittag. Wir legen Wert auf frische saisonale und regionale Produkte in Bio-Qualität. Wir beziehen die Kinder bei der Zubereitung der Mahlzeiten gern mit ein. Rücksichtnahme auf Allergien, Unverträglichkeiten oder Krankheiten, die eine besondere Ernährung erfordern ist bei uns selbstverständlich.

Die Kinder haben täglich die Möglichkeit, sich ihren Bedürfnissen entsprechend zu beschäftigen. Dazu gehört die Arbeit mit den Montessori-Materialien genauso wie Malen, Werken, Basteln, Musizieren, Toben. Wir gehen jeden Tag mit den Kindern raus. Dazu nutzen wir unsere zwei Gärten, die Spielplätze in unmittelbarer Nähe und den naheliegenden Wald.

Zu den festen Terminen im Kindergartenjahr gehören unsere kleine Faschingsfeier, unser Sommerfest, ein Herbstfest, Laterne laufen, eine Übernachtung im Kindergarten, unsere Weihnachtsfeier. In regelmäßigen Abständen findet ein Tag der offenen Tür statt. Ein wichtiger Tag ist bei uns die Verabschiedung unserer Schulkinder zum Ende des Kindergartenjahres.

Einmal im Monat besuchen wir mit den Kindern die Bücherei in Süderbrarup.

10. Öffnungszeiten und Preise
Das Kinderhaus im Schatzmoor ist das ganze Jahr hindurch an allen Werktagen von 7:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Lediglich zwischen Weihnachten und Neujahr schließen wir für ein paar Tage.

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